Psychische Gesundheit
Schizophrenie verstehen, Symptome unterscheiden
Weltweit leidet etwa eine von 300 Personen unter einer psychotischen Erkrankung wie zum Beispiel einer Schizophrenie.1 Menschen mit Schizophrenie sind von einer komplexen psychischen Erkrankung betroffen, die mit einem breiten Spektrum an Symptomen einhergeht. Schizophrenie wird meist im späten Jugend- oder frühen Erwachsenenalter diagnostiziert, oft sind dann bereits schwerwiegende Symptome aufgetreten. Doch Stigmata und Vorurteile, die mit der Krankheit verbunden sind, halten viele Betroffene davon ab, überhaupt nach einer Diagnose zu suchen.
Die Diagnose ist für Betroffene und ihre Angehörigen ein Einschnitt in ihrem Leben. Die Auswirkungen der Erkrankung können für das tägliche Leben, vor allem für die Selbstständigkeit der Betroffenen sehr belastend sein.1 Dennoch können Betroffene durchaus ein „lebenswertes“ Leben führen, mit persönlichen Zielen und Perspektiven.
Schizophrenie ist gekennzeichnet durch sogenannte Positivsymptome, Negativsymptome und kognitive Symptome.2 Wie unterscheiden sich die Symptome?
- Positivsymptome: Wahnvorstellungen, Halluzinationen, desorganisierte Sprache oder Verhalten, motorische Unruhe
- Negativsymptome: emotionaler und sozialer Rückzug, Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit oder Motivationslosigkeit
- Kognitive Symptome: Schwierigkeiten Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen, gestörte Aufmerksamkeit und Gedächtnisfunktionen, Beeinträchtigung der Lernfähigkeit, fehlende Strukturierung/Organisation im Alltag
Positiv- und Negativsymptome können heute mit verschiedenen medikamentösen Therapien behandelt werden. Für kognitive Symptome gibt es derzeit keine zugelassenen Therapien. Betroffene, deren Positivsymptome mit sogenannten Antipsychotika „stabil“ sind, können trotzdem Negativ- und kognitive Symptome haben.3
Kognitive Beeinträchtigungen können bereits ein frühes Anzeichen sein bei Menschen, die später eine Schizophrenie entwickeln.4
Risikofaktoren und Krankheitsverlauf bei Schizophrenie
Über die Genforschung weiß man heute einiges zur Entstehung und zu den Risikofaktoren. In der Regel kann Schizophrenie nicht auf einen einzelnen Auslöser zurückgeführt werden, vielmehr können zahlreiche Risikofaktoren eine Rolle spielen.5–9
Die Auswertung großer Datensätze hat auch gezeigt, dass das Zusammenspiel aus Umweltfaktoren, wie zum Beispiel negative frühkindliche Erfahrungen, die Einflüsse eines städtischen Lebensumfelds mit mehr Lärm und Stress, oder Drogenkonsum einen wesentlichen Anteil an der Krankheitsursache und deren Verlauf haben können.10,11
Schizophrenie kann sich bei Betroffenen langfristig unterschiedlich zeigen. Manche sind von einer einmaligen Episode betroffen, andere haben zwar mehrere Episoden, tragen aber keine anhaltenden Beeinträchtigungen davon, und eine dritte Gruppe kann von Symptomen betroffen sein, die sich unter Umständen auch trotz Medikation nicht zurückbilden.
Die folgende Grafik zeigt dir mögliche Risikofaktoren für Schizophrenie und welche Faktoren den Krankheitsverlauf beeinflussen können:
Mehr Lebensqualität für Betroffene und ihre Angehörigen
Zur Behandlung der Schizophrenie gibt es verschiedene medikamentöse, psychologische und andere Therapien wie zum Beispiel Ergo-, Familien- oder Soziotherapie. Auch wenn der/die Betroffene bereits eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Antipsychotika gegen die Positivsymptome erhält und diese stabil sind, können Betroffene Negativ- und kognitive Symptome haben.
Wie können Menschen mit einer psychischen Erkrankung wie Schizophrenie dabei unterstützt werden, ein erfülltes und unabhängiges Leben zu führen? Bei Boehringer Ingelheim untersuchen wir dazu, welche neurobiologischen Prozesse bestimmten Verhaltensweisen zugrunde liegen, um gezielt Therapien zu entwickeln, die nicht nur die Symptome, sondern auch die Belastung durch diese Erkrankungen verringern.
In der Kombination herkömmlicher Behandlungsansätze mit innovativen Therapieansätzen sehen wir vielversprechende Möglichkeiten, Menschen, die an einer psychischen Erkrankung wie Schizophrenie leiden, effektiv und spürbar zu helfen. Aktuell wird an neuen Ansätzen geforscht, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Quellen
- 1 World Health Organization (WHO). Schizophrenia. 10. Januar 2022. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/schizophrenia. Zuletzt aufgerufen am: 19.09.2024.
- 2 Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (Hrsg.): S3-Leitlinie Schizophrenie AWMF-Register Nr. 038-009 Langfassung. 15. März 2019, S. 19–20 (awmf.org)
- 3 Correll CU, Schooler NR. Neuropsychiatr Dis Treat. 2020; 16:519-534.
- 4 Harvey PD, et al. Psychiatry (Edgmont) 2009; 6(7):12–14.
- 5 Schizophrenia Working Group of the Psychiatric Genomics Consortium. Nature 2014; 511:421‒427.
- 6 Trubetskoy V, et al. Nature 2022; 604:502‒508.
- 7 Lam M, et al. Nat Genet 2019; 51:1670‒1678.
- 8 Dennison CA, et al. Schizophr Res 2020; 217:4‒12.
- 9 He D, et al. Transl Psychiatry 2021; 11:175.
- 10 Stilo SA & Murray RM. Curr Psychiatry Rep 2019; 21:100.
- 11 Smeland OB, et al. Nat Rev Neurol 2020; 16:366‒379.
Die Versorgung von Patient:innen mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie zu verbessern, ist das Ziel der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Boehringer Ingelheim. Erfahren Sie mehr: