Psychische Gesundheit

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Positivsymptomatik bei Schizophrenie

Beim Wort Schizophrenie denken viele an Halluzinationen und daran, dass man Dinge hört oder sieht, die nicht real sind. Diese Symptome werden als Positivsymptome bezeichnet. Sie sind nicht positiv im Sinne von „gut“ oder „schön“, sondern beschreiben Veränderungen im Denken und Fühlen der Betroffenen. Positivsymptome sind (neben Negativ- und kognitiven) eine Kategorie von Symptomen, die bei Betroffenen mit Schizophrenie auftreten können.1

Wichtig zu wissen: Menschen in einer akuten Psychose erleben Dinge, die andere Personen nicht wahrnehmen. Für die Betroffenen sind diese Wahrnehmungen jedoch real. Oft ist ihnen gar nicht bewusst, dass sie eine Psychose entwickeln, und es sind dann häufig andere Menschen, die sie darauf aufmerksam machen oder für sie Unterstützung suchen.

Zu den Positivsymptomen zählen insbesondere:

Halluzinationen: Sinnestäuschungen, d. h. Dinge wahrnehmen, die andere nicht wahrnehmen, zum Beispiel Stimmen hören oder etwas sehen, riechen oder spüren, was real nicht vorhanden ist

Wahnvorstellungen: falsche Überzeugungen, von denen jemand trotz gegenteiliger Beweise nicht abzubringen ist

Motorische Unruhe oder katatone Symptome: zu viel Bewegung ohne erkennbaren Grund oder eine extreme Bewegungsstörung, bei der Betroffene in einer starren Position verbleiben können

So empfinden Betroffene ihre Positivsymptome:
 

Halluzinationen

„Ich höre Stimmen und Geräusche. Andere sagen, dass nur ich das höre, aber das stimmt nicht, ich kann die Gespräche ganz klar hören.“

„Die Formen und Farben von Gegenständen oder Menschen sehe ich oft anders als andere Menschen. Aber ich bin mir sicher, dass das stimmt, was ich sehe.“

„Ich weiß nicht, ob jemand mein Essen vergiftet hat, es schmeckt komisch.“

„In meiner Wohnung riecht es seltsam, aber der Geruch kommt nicht von mir.“
 

Wahnvorstellungen

„Ich sehe Schatten, jemand verfolgt mich.“

„Ich fühle mich beobachtet, jemand hat es auf mich abgesehen.“

„Ich habe ganz besondere Fähigkeiten, das unterscheidet mich von anderen Menschen.“

„Ich stehe in Kontakt mit einer fremden Macht, nur ich allein, meine Familie darf davon nichts wissen.“
 

Motorische Unruhe

„Ich bin so zappelig, es fällt mir schwer, stillzusitzen.“

„Wenn die Lehrerin in der Schule etwas fragt, rufe ich dazwischen, ich will nicht so lange warten, bis sie mich drannimmt!“

Hoher Leidensdruck

Der Kontaktverlust zur Realität, das Leben in ihrer eigenen Realität kann Betroffene und auch ihr soziales Umfeld – etwa Angehörige, Freund:innen – enorm belasten. Viele Betroffene haben im Verlauf ihrer Erkrankung mehrere akute „psychotische Episoden“, also Phasen, in denen die akuten Positivsymptome überwiegen. Für deren Behandlung stehen unterschiedliche Therapien zur Verfügung. Mehr Informationen findest du im Beitrag „Schizophrenie verstehen

Wichtig zu wissen:

  • Auch nach dem Abklingen einer akuten Psychose, wenn Betroffene in der „stabilen“ Phase ihrer Erkrankung sind, können Negativsymptome und kognitive Symptome bleiben und ihren Alltag beeinträchtigen. Gerade kognitive Symptome können sich weit vor dem ersten Auftreten von Positivsymptomen zeigen und überdauern die akuten Phasen.
  • Bei akuten Halluzinationen oder Wahnvorstellungen ist es wichtig, dass Betroffene oder ihre Angehörigen schnell Hilfe suchen. Je früher eine Behandlung begonnen werden kann, desto besser ist die Prognose.
Quellen
  • 1 Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (Hrsg.): S3-Leitlinie Schizophrenie, AWMF-Register-Nr. 038-009, Langfassung, 15. März 2019, S. 19–20 (awmf.org).

09/2024