Psychische Gesundheit
Negativsymptomatik bei Schizophrenie
Bei einer Schizophrenie können neben den sogenannten Positiv- und kognitiven Symptomen auch Negativsymptome auftreten. Negativ ist dabei nicht wertend gemeint, sondern es beschreibt, dass etwas wegfällt, das bislang oder üblicherweise vorhanden ist – z. B. Freude zu empfinden, Menschen zu treffen, Sport zu treiben.1 Negativsymptome können auf vielfältige Weise in Erscheinung treten und die Unabhängigkeit der Betroffenen, ihren Alltag und das Interagieren mit anderen Menschen beeinträchtigen.1
Vielleicht warst oder bist du aktuell selbst von Negativsymptomen betroffen. Bis zu 60 % der Betroffenen haben Negativsymptome.1 Sie gehören zu den häufigsten Erstsymptomen einer Schizophrenie und ähneln depressiven Symptomen. Sie werden auch als die fünf „A“s beschrieben:1
- Affektverflachung (engl. Blunted Affect): verringerte Fähigkeit, in Kontakt mit anderen Menschen Emotionen auszudrücken, wenig Mimik und monotone Stimme1
- Sprachverarmung (engl. Alogia): Schwierigkeiten, sich sprachlich auszudrücken, kurze Sätze und allgemein selteneres Sprechen1,2
- Antriebslosigkeit (engl. Apathy): fehlende Motivation, Dinge zu beginnen oder abzuschließen1
- Sozialer Rückzug (engl. Asociality): eingeschränktes Interesse am Kontakt zu anderen Menschen, z. B. Freundeskreis oder Familie1
- Anhedonie (engl. Anhedonia): verminderte Fähigkeit, sich für die schönen Dinge des Lebens zu interessieren oder sie zu genießen1
Anzeichen von Negativsymptomen erfahren die Betroffenen oft schon vor der ersten akuten Episode, bei der sich vorrangig Positivsymptome wie Sinnestäuschung oder Wahn zeigen.1,2 Auch wenn man bereits eine medikamentöse Therapie gegen die Positivsymptome erhält und „stabil“ ist, können Negativsymptome genau wie kognitive Symptome noch vorhanden sein.1 Viele Betroffene erleben Negativsymptome als sehr belastend in ihrem Alltag.1,3 Geht es dir ähnlich? Sprich mit deinem/deiner Ärzt:in dazu. Gemeinsam könnt ihr Möglichkeiten finden, die dir helfen können.
Wenn der Alltag übermächtig scheint …
… und die Motivation und Freude fehlt, können Kleinigkeiten eine große, negative Wirkung haben.1
Zwei Betroffene beschreiben authentisch in ihren eigenen Worten, wie sie ihre Negativsymptome wahrnehmen und was sie für sie bedeuten:
„Antriebslosigkeit macht alles zur Pflicht, sogar woran man sonst Spaß hatte. Wer das nicht kennt, versteht das nicht.“
„Meine Negativsymptome sind echt heftig. Ich bekomme gar nichts mehr hin im Leben. Mir ist alles zu viel und bin schon mit Kleinigkeiten überfordert. Ich habe die Symptome schon seit über 2 Jahren. Ich habe keine Ahnung, ob es überhaupt noch besser wird.“
Was sind Negativ- und was sind kognitive Symptome?
Negativ- und kognitive Symptome können sich auf den ersten Blick oft ähnlich äußern.1 Damit dir bestmöglich geholfen werden kann, wenn du selbst davon betroffen bist, ist es für Ärzt:innen wichtig zu erkennen, worin die Ursache liegt, dass dir bestimmte Dinge schwerfallen. Sind es Negativsymptome oder kognitive Symptome? So können sie zielgerichteter eine Behandlung oder Strategien im Umgang damit empfehlen.
Die nachfolgenden Beispiele zeigen dir, was Negativ- von kognitiven Symptomen unterscheidet.
Quellen
- 1 Correll CU, Schooler NR. Neuropsychiatr Dis Treat. 2020; 16: 519–534.
- 2 Bowie CR & Harvey PD. Neuropsychiatr Dis Treat 2006; 2: 531–536.
- 3 Kadakia A, et al. Schizophr Res Cogn. 2021; 28: 100233.